19.03.2024 | Patrick Schlag

Neutralisationsanlage für die Heizung

Neutralisationsanlage für die Heizung

Saure Flüssigkeiten tun Abflussrohren und Kanalisation nicht gut. Rohr- und Dichtungswerkstoffe können sich durch saure Flüssigkeiten mit der Zeit zersetzen, was zu Undichtigkeiten und am Ende hohen Reparaturkosten führt. Damit das nicht passiert, kommen unter gewissen Voraussetzungen Neutralisationsanlagen im Heizsystem zum Einsatz. Was eine Neutralisationsanlage tut und wann sie nötig ist, wird im folgenden Beitrag erklärt.  

Leitungswasser hat in der Regel einen pH-Wert von 7 bis 8. Das Abgaskondensat von Brennwertheizungen dagegen hat, je nach Brennstoff, einen pH-Wert von 1,5 bis 5,5 – das heißt, die Flüssigkeit ist sehr sauer und kann deshalb privaten sowie öffentlichen Abwasserleitungen schaden.

Doch warum ist die Flüssigkeit überhaupt sauer?

Eine Brennwertheizung kühlt die Abgase der Verbrennung. Dadurch nutzt die Heizung die eingesetzten Energieträger besonders gut aus. Die Kühlung der Abgase führt dazu, dass der Wasserdampf in den Rauchgasen kondensiert und verborgene Wärme freisetzt. Das Wasser, das dadurch entsteht, läuft dann über einen Siphon in die Kanalisation. Das kondensierte Wasser enthält viele Verbrennungsprodukte, die es in eine saure Flüssigkeit verwandeln, wie zum Beispiel Stickoxide, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Chlorwasserstoff und Schwefeloxide.

Und da kommt die Neutralisationsanlage ins Spiel. Denn sie ist dafür da, den pH-Wert der Flüssigkeit nach oben zu korrigieren, damit sie nicht mehr so sauer ist. Ohne Neutralisation würde viel saure Flüssigkeit in die Kanalisation gelangen. Man sagt, dass innerhalb eines Jahres in Ein- und Zweifamilienhäusern 1600 bis 2900 Liter Abgaskondensat durch die Abflussrohre fließen.

Wie funktioniert eine Neutralisationsanlage?

Das saure Kondensat fließt durch eine Apparatur, die dafür zuständig ist, den pH-Wert der Flüssigkeit anzuheben. Die Neutralisationsanlage besteht dabei aus einem Aktivkohlefilter. Dieser hält feste Bestandteile aus dem Kondensat zurück und bindet zum Beispiel Ruß und Korrosionsbestandteile. Dann passiert die eigentliche Neutralisation. Das geschieht in einer Kammer. Diese ist mit basischem Granulat gefüllt, zum Einsatz kommen zum Beispiel Magnesiumoxid oder Kalziumoxid. Diese Neutralisationsmittel reagieren mit den sauren Bestandteilen des Abgaskondensats und bilden Salze.  So wird erreicht, dass der pH-Wert der Flüssigkeit auf mindestens 6,5 steigt. Dieser Wert ist für Abwassersysteme nicht mehr schädlich. Durch die chemische Reaktion wird nach und nach das Granulat verbraucht, weswegen das alte Granulat einmal im Jahr durch frisches ersetzt werden sollte. Wer zwischendurch überprüfen möchte, ob das Granulat noch tut, was es soll, nämlich neutralisieren, kann dies mit einem einfachen pH-Teststreifen aus der Apotheke tun.  Der Wert sollte 6,5 nicht unterschreiten.

Welche Neutralisationsanlage ist die richtige?

Wichtig ist, dass die Technik der Anlage zu Ihrer Heizung in Kassel passt. Zu beachten ist dabei die Leistung der Heizung, denn sie bestimmt bei einem Brennwertkessel, wieviel Kondensat anfällt, das neutralisiert werden muss. Außerdem wichtig ist die Art der Heizung. Beim Betrieb einer Ölheizung entstehen zum Beispiel zusätzliche Feststoffe, die ebenfalls aus dem Abgaskondensat rausgefiltert werden müssen.

Wann ist eine Neutralisationsanlage Pflicht?

Bei einer Heizung mit geringer Leistung (bis 25 kW) ist eine Neutralisationsanlage keine Pflicht, wenn die Rohr- und Dichtungswerkstoffe säurefest sind. Denn hier genügt das einfache Abwasser, das leicht basisch ist und die saure Wirkung aufhebt. Bei einer Nennwärmeleistung über 200 kW ist eine Neutralisationsanlage Pflicht. Außerdem muss sie in Anlagen mit einer Leistung von 25 bis 200 kW vorhanden sein, wenn nicht genügend Abwasser anfällt. Das Mischungsverhältnis Kondensat zu Abwasser sollte bei 1:20 liegen. Das bedeutet, dass die Anlage in Ein- und Mehrfamilienhäusern nur in Ausnahmefällen vorgeschrieben ist, so zum Beispiel, wenn die Rohrleitungen nicht geeignet sind. Auch alle Ölheizungen, die mit Standard-Heizöl betrieben werden, müssen mit einer Neutralisationsanlage ausgestattet sein, weil hier viel saures Kondensat anfällt. Das häusliche Abwasser reicht in diesem Fall nicht aus und Schäden kann nicht sicher vorgebeugt werden.

 

 

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